Wir alle warten, immer wieder. Es ist eine alltägliche und grundlegende Erfahrung, die aber so gar nicht in unsere beschleunigte Zeit passen mag, in der sich alles um eine unmittelbare Bedürfnisbefriedigung dreht. Und so lässt sich im Warten vor allem die gesellschaftliche Stellung und der Status eines Menschen ablesen: Menschen mit Macht warten nicht, sie lassen warten. Geflüchtete warten oft jahrelang auf die Entscheidung ihres Asylantrags ohne Möglichkeit, diese zu beschleunigen. Kürzere Wartezeiten am Flughafen oder beim Arzt lassen sich durch Fast-Check-in oder Privatversicherung erkaufen. Aber Warten kann mehr sein als nur ungenutzte oder sogar verlorene Zeit. Begreift man Warten als geschenkte Zeit, kann es zu einem Raum ungeahnter Möglichkeiten werden, einem Freiraum für Reflexion, Kreativität oder Entschleunigung.